Teil 2 - Übliche Halsbänder und wie der Hund darauf reagiert

Teil 2 - Übliche Halsbänder und wie der Hund darauf reagiert
Die klassische Führung des Hundes an der Leine ist die Führung am Hals. Das heißt, dass der Hund entweder ein Halsband trägt, ein Zu-Zieh-Halsband oder ein Stachelhalsband. Diese lösen bei Zug an der Leine Druck oder Schmerz aus (hängt von der Intensität ab).

Warum wird das Führen am Halsband empfohlen?

Bei dem Training mit Halsband wird angenommen, dass der Hund durch das unangenehme Gefühl am Hals bei Zug das Ziehen unterlässt.

Das hündische Gehirn soll lernen, dass das unangenehme und bedrohliche Gefühl am Hals wegfällt, wenn er nicht die Länge der Leine ausreizt. Es wird angenommen, dass der Hund dann folgende Reiz-Reaktion-Kette lernt:

Wenn ich mich von meinem Halter weiter entferne als der Radius meiner Leine ist, dann erfahre ich eine Bedrohung, also vermeide ich es den Radius auszureizen und gehe lieber bei Fuß. 

Halterinnen und Halter folgen oft diesem Ratschlag, obwohl sie sich intuitiv dagegen streben. Für sie ist die Logik aber zunächst einleuchtend:

Wir Menschen vermeiden auch, was Schmerzen in uns verursacht.

Gleichzeitig wollen aber viele Menschen keine Schmerzen auslösen. 

Viele Kundinnen sind daher oft sehr stark verzweifelt. Sie wissen, dass ihr Hund immer aggressiver und aufgeregter wird am Halsband. 

Ein klassischer Satz im Hundetraining, der rein der Verwirrung dient, ist: "Lassen Sie die Leine locker, wenn der Hund an der Leine zieht". Es wird damit gesagt, dass der Druck am Hund den Gegendruck seitens des Hundes verstärkt und eigentlich nichts anderes möglich ist, als dem nachzugeben. Dann aber wiederum ergibt es doch auch überhaupt keinen Sinn dem Hund mit Druck beibringen zu wollen, dass er nicht Druck auf die Leine ausüben soll? Halterinnen sind häufig verwirrter und erschöpfter NACH dem Hundetraining als davor. Der Hund auch. 

Bei weiblichen Halterinnen und Rüden kommt noch der Geschlechteraspekt hinzu: Der Rüde sieht die Frau territorial und will sie „beschützen“ vor anderen Männchen, die eine Bedrohung für seinen Status bei ihr sein könnten. 

Deswegen sind es insbesondere Frauen, die ihren Hund nicht in „Griff“ bekommen. Versucht eine Halterin beim Rüden oder einer Hündin das Alpha Mann Prinzip anzuwenden, führt das häufig zu Vertrauensverlust, da der Hund dies als Gewalt wahrnimmt. Nur Männchen untereinander kennen dieses Prinzip und nutzen es, um ihren Status und ihre Macht zu vergrößern. 

Wie wirkt das Halsband auf den Hund?

Wir vermeiden, was Schmerzen ins uns auslöst. Auch der Hund vermeidet Schmerzen, und reagiert logisch: Er möchte die Ursache für den Schmerz/die Bedrohung loszuwerden. 

Der Hund am Halsband versucht den Druck am Hals zu vermeiden, indem er biologisch logisch handelt: Er versucht sich rauszuwinden, bäumt sich auf, bellt und/oder beißt. Das ist eine biologisch logische Reaktion. So würden auch Sie zunächst reagieren, wenn jemand Druck auf ihren Halsbereich ausübt.

Wenn Sie mit dem Laufen nach vorne (denn alle Lebewesen laufen vorwärts, wenn sie eine Bedrohung wahrnehmen) ihr Ziel nicht erreichen, dann würden Sie versuchen sich rückwärts rauszuwinden. Sie würden versuchen die Schlinge zu verlassen und nicht versuchen mit der Schlinge so zu laufen, dass diese auf ihren Hals drückt. Sie würden die Ursache der Bedrohung verlassen wollen und nicht mit der geladenen Waffe am Kopf gemütlich spazieren gehen.

Menschen verzweifeln daher am Hund, der das nicht mit sich machen lässt. Je älter der Hund und je später er an das Halsband gewöhnt werden soll, desto schlimmer und stärker die Gegenreaktion meist. Viele Halterinnen versuchen das Problem abzumildern, indem sie das Halsband locker um den Hals legen. Das heißt, es wird gehofft, dass der Hund während die Leine locker ist, das Halsband nicht so stark wahrnimmt. Das kann auch wirklich so sein, da bei lockerer Leine der Druck dann weniger stark ist. Das Problem ergibt sich dann, wenn Spannung auf die Leine kommt: Der Hund kann sich nun wesentlich einfacher befreien.

Das Führen am Halsband wird damit begründet, dass der Hund dadurch lernen könnte, dass es für ihn zum Vorteil wäre, wenn er auf gleicher Höhe läuft, es vermeidet andere Hunde treffen zu wollen, sich "auszutauschen" oder markieren und schnüffeln zu wollen. 
Da diese Verhaltensweisen aber biologisch im Hund angelegt sind und zu der Entwicklung einer selbstsicheren und erwachsenen Identität gehören, ist es nahezu unmöglich einen gesunden und zeitgleich am Halsband ruhigen Hund zu haben. Diese Faktoren widersprechen sich. 

Warum ziehen nicht alle Hunde am Halsband oder sind aggressiv?

Wenn ein Hund das Fluchtverhalten am Halsband aufgegeben hat, dann hat er das getan, weil er ein "Vermeidungsverhalten" an den Tag legt. 
Ein Vermeidungsverhalten wird dann an den Tag gelegt, wenn der Organismus eines Lebewesens entscheidet, dass ein Verhalten gegenüber dem anderen Verhalten bedrohlicher ist. Das wäre z.B. bei uns Menschen so, wenn wir lernen würden, dass das Aussprechen von etwas, das wir denken mit Todesbedrohung beantwortet wird (Gewalt, Schlag, Schlafentzug, Liebesentzug, Aussetzen, Nahrungsentzug).

Das heißt, der Organismus eines Lebewesens wägt gegeneinander ab und sucht Kompensationsmechanismen. Das ist bei männlichen Tieren häufig die Gewalt gegenüber anderen und bei weiblichen Säugetieren der Rückzug. Wobei das abhängig anderer Bedingungen auch anders sein kann. Z.B. wenn der Rückzug immer an einen Ort stattfinden muss, wo das Weibchen bedroht ist. Ebenso können Männchen Rückzugsverhalten als Kompensation wählen, wenn aktives Verhalten mit noch stärkerer Gewalt beantwortet wird.

Einige Hunde beißen in die Leine oder verweigern sich dem Halsband. Bei anderen wird es so extrem, dass sie das Gassi gehen ganz verweigern. Was vielen gemeinsam ist: Sie entwickeln starke Aggressionen, flippen an der Leine aus und/oder schnappen nach anderen Hunden, da sie fälschlicherweise davon ausgehen, dass diese der Grund für das Zuziehen ihres Halses verantwortlich sind.

Oft wird darauf mit der Empfehlung geantwortet ein Zu-Zieh-Halsband zu kaufen. Das Zu-Zieh-Halsband bestraft, das aus dem Halsband entstandene Verhalten indem der Hals vollständig von allen Seiten zusammengezogen wird. Gehofft wird, dass das den Widerstand des Hundes bricht. Funktioniert das nicht, dann werden Stachelhalsbänder oder Elektroschocker genutzt. Es hängt also davon ab, wie stark die Bedrohung vom Hund empfunden wird, ob er aufgibt und "leinenführig" ist oder im Widerstand bleibt. Hunde, die sehr viel Freilauf reagieren daher toleranter auf das Halsband als jene, die das nicht kompensieren können. Hunde, die stark auf territoriale Kontrolle gezüchtet sind, erleben einen "Gesichtsverlust", wenn sie "Eindringlinge" nicht prüfen können und reagieren daher meist besonders aggressiv auf den Zug am Hals.

Männliche Hunde reagieren meist extremer als Weibliche. Das liegt daran, dass der männliche Hund in der Natur handlungsfähig bleiben müsste, weil er mit anderen Rüden konkurriert, nämlich um den Status bei den Weibchen. Rüden von Halterinnen reagieren daher auch stärker mit Aggressionen als von männlichen Haltern. Männliche Halter wiederum empfinden in der Regel weniger Widerstände am Hals des Hundes zu rucken und können ihn so besser kontrollieren. Bei der Erziehung ist der Leinenruck ein sehr wichtiges Element, um die Bedrohung aufrecht zu erhalten. Wird zu wenig geruckt, dann wird der Widerstand nicht gebrochen.

Die vom Hund empfundene Bedrohung muss sehr groß sein, um den Widerstand zu brechen. Bei nicht allen Hunden gelingt das. Viele sind lange in der Abwehr und entwickeln auch körperliche schwere Symptome. Neben den gesundheitlichen Faktoren ist auch der Aspekt der sozialen Kompetenz relevant: Viele Halsband Hunde können aufgrund der stetigen Erfahrung „anderer Hund = Hals wird zugezogen“ nicht mehr sozial kompetent agieren. Für ihn wird alles zur Bedrohung und damit sind auch alle andere die auf ihn treffen bedroht. Oft kommt es zu Konflikten, wenn Halter sozial inkompetenter auf Halter sozial kompetenter Hunde stossen.

Wieso löst das STURMFREI® Probleme mit dem Hund an der Leine?

Mit der Vorderführung werden all diese Auswirkungen umgangen. Der Hund wird seitlich weggedreht und das ohne Bedrohungselement. Er bleibt nicht wie im Halsband auf das Gegenüber gerichtet, erhält starken Druck auf die Halsweichteile und verknüpft diese Bedrohung mit anderen. Wie bei einem Kind, dass sich sehr aufregt, lenken wir den Hund gewaltfrei aus der Situation raus, deeskalieren die Situation und ermöglichen ihm sich auf etwas Neues auszurichten (z.B. Sitz zu machen und dafür belohnt zu werden). Aggressionssteigernde Reiz-Reaktionsmechanismen werden mittels STURMFREI® unterbrochen und nicht befeuert.