Einflussfaktoren auf den Hund und sein Verhalten an der Leine

Einflussfaktoren auf den Hund und sein Verhalten an der Leine

Warum Hunde an der Leine ziehen

Wenn es sich um Problembereiche mit dem Hund dreht, dann stehen zwei Themen im Vordergrund: Das starke Ziehen an der Leine und Leinen-Aggressionen. Diese beiden Themen sind häufig miteinander verknüpft. Die Entwicklung einer Hunde- Persönlichkeitsstörung hat in der Regel mit der Art der Führung des Hundes zu tun und den Herausforderungen, die sich hieraus für ihn ergeben.

Hier wird erläutert, was ein Alltagshund (bewegt sich ausserhalb von einem festem ihm zugehörigen Gebiet, trifft andere Hunde anderer Rassen im Revier und ausserhalb und ist vor allem an der Leine und dadurch in der Kommunikation eingeschränkt) benötigt, um möglichst entspannt und sozial kompetent auch an der Leine laufen zu können.

Um den Ansprüchen als Alltagshund gerecht zu werden, muss anders gehandelt werden als in der klassischen Hundeerziehung. Hinzu kommt ein Faktor, der neu ist: Es gibt emotionale Bindungen zum Hund, Halterinnen und Halter legen Wert darauf, dass ihr Hund gesund ist und lange lebt. Dies ist in der Nutztierhaltung kein relevanter Faktor. 

Erste Aufwachsphase - Sozialisation des Hundes

Während der ersten Phase der Sozialisation lernt der Hund sich und die Umwelt einzuschätzen. Dies geschieht vor allem in den ersten 1,5 Jahren (Abschluss etwa mit 3 Jahren).
Wenn er in dieser Zeit sehr oft angeleint ist und an der Leine nicht interagieren kann, dann wird diese Entwicklung sehr stark erschwert. 

 

  • Umgebung kennenlernen
  • Andere kennenlernen und sich der Nachbarschaft vorstellen (Territorium für sich einnehmen wollen durch Urinieren)
  • Eigene Kräfte einschätzen, die Kräfte des Gegenübers einschätzen
  • Körperbewegungen und Mimik deuten lernen, Kommunikation über räumlichen Abstand lernen (Hunde seitlich begrüßen, sich umkreisen, Abstände einnehmen bei Bedarf)
  • Regeln der Hundesprache lernen
  • Selbstwert entwickeln

Aggressives Verhalten des Hundes an der Leine

Dinge, die eintreten können, wenn der Hund viel und/oder mit falschem Führmittel an der Leine geführt wird:

 

  • Reaktionen aufgrund von Unsicherheit (des Hundes oder der Halterin) in Form von Flucht oder Angriff
  • Automatisierte, gelernte Verhaltensweisen durch Vorerfahrungen im Gehirn (Hundebegegnung = Auslöser von Stress)
  • Völliges Desinteresse an der Umwelt, Angst vor Interaktion
  • Aggressive Reaktionen AUF den anderen Hund, der einen sehr gestressten und aggressiven Eindruck macht (Gewaltspirale, weil beide Hunde sich gegenseitig als Auslöser für den Druck am Hals sehen)
  • Verhalten, um Erfahrungen nachholen zu können. Z. B. "ADHS" = Der Hund ist überlebendig
  • Durch die Zucht verstärkte Verhaltensweisen (Suchen nach Beute, erhöhte Reizbarkeit bei Hunden aus Schutzhundlinien, Herdenschutz Verhalten ausleben)

Weitere Faktoren, warum Hunde stark an der Leine ziehen oder ständig bellen

Oftmals wird der Hund unbewusst vom Halter dazu provoziert, an der Leine zu ziehen. Dies entsteht, weil dieses ursprünglich reflexbedingte Verhalten des Hundes durch gewisse Führmittel wie z.B. Halsband und Brust-Geschirr automatisch ausgelöst wird. Das heisst, der Hund wird vom Halter sogar unbewusst zum Ziehen aufgefordert durch:

 

  • Gefühl des Schmerzes und der Unterbrechung der Luftzufuhr bei natürlichem Verhalten (Halsband)
  • Auslösung der Hatz (des Hetzens) durch Zug von hinten am Hund (Brustgeschirre)
  • Provokation durch in der klassischen Hundeerziehung verwendeten Gewaltandrohung bei Nicht-Gehorsam (Treten, Würgen)
  • Gelernte Erfahrung, dass eine stetige Gefahr droht durch Zufuhr von Schmerzen, wenn ein Reiz (z.B. ein anderer Hund) auftaucht oder durch das Verbot, sozial interagieren zu dürfen (Kommunikation = Schmerz) -> Hund reagiert statt mit Vermeidung/Gehorsam mit Aggression/Flucht

Die meisten Probleme an der Leine ergeben sich aufgrund der Missachtung natürlicher Reaktionen und Bedürfnisse, die im Hund angelegt sind. Diese angelegten Verhaltensweisen sichern dem Hund in der Natur das Überleben (Revier, Territorium, Futter). 

Sie können hier in diesen 5 Videos erfahren, was die häufigsten Fehler in der Hundeerziehung sind und so können Sie auch intelligent einen Hundetrainer wählen, wenn Sie Unterstützung benötigen. Ein Profi oder eine Profi sollte in der Lage sein Ihnen zu erklären, wie ein Hund lernt und welche Reaktionen natürliche Folgen sind. 

5 Kostenlose Videos zu den häufigsten Fehlern in der Hundeerziehung von Alltagshunden:

www.hundesozialisation.de